Viele unterschiedlichen
Vogelsorten leben in der Samaria-Schlucht: sie ist voller Rebhühner, die
man in der Regel in der Nähe von Quellen sehen kann. Eulen, Falken und
("richtige"!) Raben bevölkern die Felswände, und es gibt eine ganze Reihe
von Gänsegeiern und sehr gelegentlich auch Bartgeier (Lämmergeier). Manchmal
sind auch Bonelli-Adler und (sehr selten) Goldadler auszumachen.
Die Schlucht zieht auch eine große Anzahl von Wandervögeln einschließlich
Ringeltauben, Wachteln, Waldschnepfen, Wiedehopfen, Drosseln und Schwalben
an.
Auch zahlreiche kleine Säugetiere wie Dachse, Iltisse und Hasen leben
hier.
Wenn es aber ein Tier gibt, das man mit der Samaria-Schlucht verbindet,
ist es die wilde Ziege. Die kretische Wildziege, auch genannt Krikri oder
Agrimi, ist ein Wiederkäuer, walnussbraun, mit einem dunkelbraunen Streifen,
der vom Hals abwärts am Rückgrat entlang bis zum Schwanz führt. Die Männchen
sind größer als die Weibchen und haben einen schwarzen Bart; sie können
bis zu 40 kg wiegen. Die Hörner der Männchen sind lang - bis zu 80 cm
- und ziemlich breit am Ansatz. Entlang der Hörner treten Verdickungen
auf, aus denen man auf das Alter des Tieres schließen kann.
Die Wildziege ist extrem beweglich und kann, wenn nötig, breite Abgründe
und Spalten überspringen. Ihre zweiteiligen Hufe ermöglichen ihnen, sich
selbst in hohen Steilwänden mit unglaublicher Sicherheit und Schnelligkeit
fortzubewegen.
Die Samaria-Schlucht sowie die umliegenden Schluchten wir Klados, Eligas
und Tripiti sind die letzten Gebiete, in denen man die Wildziegen finden
kann. Sie zählen selbstverständlich zu den geschützten Tierarten, und
wer sie jagt, muss mit empfindlichen Strafen bis Gefängnis rechnen. Diese
Schutzmaßnahmen scheinen zu greifen und die Krikri-Bestände steigen langsam.
Die Samaria-Schlucht beherbergt ein weites Spektrum von Baum- und Strauchsorten, Blumen und anderen Pflanzen; einige davon wachsen nur in der Schlucht. Die Vegetation besteht hauptsächlich aus hohen Zypressen, viele von ihnen Jahrhunderte alt, und Platanen im Flussbett. Es gibt auch Olivenbäume um das Dorf Samaria herum. Seit der Antike spielte die Samaria-Schlucht eine wichtige Rolle als Quelle von Bauholz und es gab dort eine ganze Reihe von wasserbetriebenen Sägemühlen.
Die Heil- und Aromapflanzen,
die auf der Omalosebene wachsen, bestehen hauptsächlich aus Zichorie,
Majoran, Malve, Salbei und Thymian. Eine weitere Pflanze ist der Diktamos,
eine kretische einheimische Pflanze, die in den Schluchten der kretischen
Berge wächst. Sie ist immergrün mit kleinen herzförmigen fleischigen Blättern,
hellgrün und bedeckt mit feinen Härchen. Sie zu pflücken ist sehr schwierig,
weil sie hochgelegene Standorte bevorzugt, wo sie in Spalten hoher, steiler
Felswände wächst. Wegen ihrer Heilkräfte ist sie schon lange bekannt:
aus antiken Quellen wissen wir, dass wilde Ziegen Diktamos fressen, um
ihre Wunden zu heilen. Der wissenschaftliche Name: Origanum dictamus oder
Dictamus creticus. Obwohl im wilden Zustand duftend, verschwindet das
Aroma, wenn man die Pflanze aufbrüht.